Immunerkrankungen umfassen eine Vielzahl von Krankheiten wie z. B. chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, multiple Sklerose und Sarkoidose, aber auch weitere Erkrankungen unterschiedlicher Organsysteme mit der wesentlichen pathophysiologischen Gemeinsamkeit der Fehlregulation des Immunsystems. Die chronischen Entzündungsvorgänge im Rahmen all dieser Erkrankungen schädigen befallene Organe, erhöhen das Herzinfarkt-, Schlaganfall- und Krebsrisiko und führen zu Leistungsminderung, Abgeschlagenheit und Erschöpfung. Daher sind Immunerkrankungen mit erheblichen Einschränkungen für die Patienten verbunden. Etwa 8 Prozent der Weltbevölkerung sind betroffen. Allein im deutschsprachigen Raum leiden mehr als 5 Millionen Menschen an Immunerkrankungen.
Bisherige Therapien basieren zumeist auf Immunsuppression
Immunerkrankungen werden bisher meist symptomatisch mit Medikamenten, die das Immunsystem des Patienten unspezifisch unterdrücken, therapiert; eine ursächliche und im Idealfall individualisiert-kurative Therapie ist derzeit nicht möglich. Durch den meist chronischen Verlauf sind Immunerkrankungen mit erheblichen Einschränkungen für die betroffenen Patienten verbunden und diese benötigen in der Regel eine langfristige, medikamentöse, immunsuppressive Therapie. Sowohl hinsichtlich der Pathophysiologie als auch möglicher therapeutischer Zielstrukturen besteht hoher Forschungsbedarf.
T-Helferzellen und deren Subtypen
Naive T-Helferzellen (Th) differenzieren sich nach Antigenstimulation kontextabhängig in verschiedene Subtypen, die sehr unterschiedliche Immunantworten bedingen. Seit Langem sind Th1-, Th2- und regulatorische T-Zellen (Treg) bekannt, in jüngerer Zeit kamen neue Subtypen hinzu, unter anderem Th17-Zellen.
Klassische Th17-Zellen gelten mittlerweile als organschützende T-Zellen, die die Gewebshomöostase fördern, wohingegen Th17.1-Zellen als hoch pathogen beschrieben werden. Th17.1-Zellen produzieren entzündungsfördernde Zytokine und propagieren Autoimmunität. Insbesondere für chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, multiple Sklerose und Sarkoidose wurde eine zentrale Rolle der Th17.1-Zellen beschrieben. Bei all den genannten Erkrankungen besteht ein klinischer Bedarf für neue, zielgerichtete Therapiestrategien, die die konventionelle immunsuppressive, nebenwirkungsreiche Therapie ersetzen. Bisher gibt es keine auf Th17.1-Zellen speziell abzielende Therapie. Die Th17.1-Immunantwort kristallisiert sich zunehmend als ein zentraler Pathomechanismus zahlreicher chronisch entzündlicher Erkrankungen heraus. Die klassischen Immunmodulatoren wie Kortikosteroide, Azathioprin, Methotrexat oder Cyclophosphamid haben nur eine geringe Wirkung auf die Th17-Immunantwort und diese wird zudem mit erheblichen Nebenwirkungen erkauft. Die neuen Biologika können zwar zielgerichtet einzelne, zentrale Zytokine der Th17.1-Immunantwort ausschalten, dies scheint jedoch die Th17.1-Immunantwort nicht überzeugend einzudämmen, sodass nach wie vor ein erheblicher klinischer Bedarf zur Entwicklung neuer Th17.1-Immunmodulatoren besteht.