Seit Jahrzehnten nehmen allergische Erkrankungen in Industrienationen zu. Dass Infektionserkrankungen im Gegensatz dazu in diesen Ländern abnehmen, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass das Immunsystem fehlerhaft durch Umweltantigene oder Autoantigene aktiviert wird. Im Menschen ist dies meist durch die Induktion von speziellen IgE Antikörpern nachweisbar. Bei einem Parasitenbefall spielen u. a. diese IgE-Antikörper eine wichtige Rolle für die Abwehr. Sie werden vor allem über bestimmte Helferzellen (Th2-Zellen) des Immunsystems induziert. Der Rückgang parasitärer Erkrankungen könnte somit zu einer Umlenkung des Immunsystems auf andere, eigentlich harmlose Strukturen führen bzw. geführt haben. Bereits seit mehreren Jahren sind Produkte auf dem Markt verfügbar, die die natürliche Balance im Immunsystem durch künstliche Stimulation mit parasitären Antigenen wiederherstellen (z. B. durch eine ausgeglichene Induktion von Th1 und Th2-vermittelten Immunzellen). Dadurch soll ein Überschießen von Th2-aktivierten Immunzellen bei Kontakt zu eigentlich harmlosen Allergenen und damit verbunden eine vermehrte Bildung von allergenspezifischen IgE-Antikörpern vermieden werden.
Neben diesen bereits etablierten Standardtherapien mit Biologika oder oralen Kortikosteroiden für schwerere Formen der entzündlichen Atemwegserkrankungen stellt die lokale Verabreichung in die Atemwege eine vielversprechende Alternative dar. Im Projekt MELLIPA soll versucht werden, Allergien im Tiermodell durch Gabe von inaktivierten Parasiten zu therapieren oder vorzubeugen. Dabei sollen Parasiten über niederenergetische Elektronenstrahlung (LEEI) inaktiviert und im Anschluss formuliert und nasal über die Schleimhaut appliziert werden. Durch die Bestrahlung wird sichergestellt, dass kein infektiöses bzw...- pathogenes Potenzial von der Parasiten-Präparation mehr ausgeht, aber eine ausreichend immunstimulatorische Wirkung vorhanden ist, um die verlorene Balance zwischen Th1 und Th2-vermittelten Immunantworten wiederherzustellen. Im Zentrum des Projekts steht der Parasit Toxoplasma gondii, dessen natives zelluläres Material hochaktiv gegen verschiedene Allergien ist und das nach LEEI-Inaktivierung mukosal verabreicht wird.
Das Projekt MELLIPA baut auf dem CIMD-Projekt MucoRSV sowie dem BMBF-Projektes APICOMPLEXA am Fraunhofer IZI auf und legt den Fokus auf eine direkte therapeutische Anwendung.
MELLIPA basiert auf der Zusammenarbeit der Fraunhofer-Institute ITEM, ITMP und IAP, FEP und IPA. Die Abteilung Impfstoffe und Infektionsmodelle am Fraunhofer IZI führt die Bestrahlung und die in vitro und in vivo Validierung der bestrahlten Parasiten durch.